Diese Geschichte ist so unglaublich, dass ich gleich an dieser Stelle versichern will: sie ist WIRKLICH wahr und GENAU SO passiert!

Es war im Jahr 2007, da erhielt ich einen Anruf von einem Großinvestor, welcher in Wien viel Geld anlegen möchte.
Die Rede war von anfänglich 10 Mio. und wenn es gut läuft noch viel mehr.

Bei einer in Aussicht gestellten Provision in Höhe von 600.000,- war meine Neugierde (und mein unermesslicher Ehrgeiz) natürlich mehr als gekitzelt!

Die Sache hatte allerdings einen kleinen Hacken: der erfolgreiche Geschäftsmann kam aus Bergamo und war sooo busy, dass es ihm nicht möglich war nach Wien zu kommen.

Allerdings bot er an, dass er mich nach Bergamo einfliegen lässt, damit wir über den Deal sprechen und ihn dann –wenn Alles passt- auch gleich fixieren können.

Nun gut, nach kurzer Überlegung stimmte ich zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass ein Kollege mich begleitet und für diesen ebenso die Reisekosten übernommen werden. Dem stimmt der Investor zu.

Ich entschied mich für einen Kollegen, welcher früher Türsteher in einem Wiener Nachtlokal war und somit durchaus in der Lage war mich in brenzligen Situationen zu beschützen.

Vereinbart war, dass die Tickets für uns in Wien Schwechat am Schalter hinterlegt sind und wir dann am Flughafen in Wien Bergamo abgeholt und zum Firmensitz gebracht werden.

Einen Direktflug gab es nicht, was also bedeutete, dass ich an einem Tag 4 Starts und 4 Landungen durchstehen musste – für einen Flugphobiker (was ich sehr ausgeprägt bin!) schon eine echte Herausforderung!

Mein Kollege und ich trafen einander seeeehr früh morgens in Wien Schwechat und gingen gemeinsam zum Schalter, wo unsere Tickets auch tatsächlich hinterlegt waren.

Zuvor hatte ich meinen Kollegen gewarnt, dass ich unter einer massiven Flugphobie leide, doch dürfte er das nicht so ganz ernst genommen haben.

Dies änderte sich schlagartig, als wir in Wien Schwechat starteten!

Er staunte nicht schlecht, als ich einen Erstickungsanfall nach dem Anderen erlitt und auch hätte er niemals gedacht wieviel Kraft in einer so kleinen Frau stecken kann.

Jahrelang danach erzählte er, dass er Angst hatte, dass ich ihm alle Finger breche 😂

Als der erste Teil überstanden war und wir in Bergamo landeten, stellte sich eine kleine Erleichterung ein. Wir verließen das Flughafen Gebäude und warteten auf unseren „Abhol Service“ – doch dieser war nicht zu sehen.

Also rief ich den Investor an um nachzufragen, wo er ist. Er teilte mir mit, dass es ihnen nicht ausgegangen ist uns abzuholen, wir sollen ein Taxi nehmen und wenn wir einsteigen ihn wieder anrufen und dem Fahrer das Handy in die Hand drücken, damit der Investor ihm sagen kann wohin es geht.

Nun gut, kann ja mal passieren – wenn man sooo beschäftigt ist. Gesagt, getan! Wir stiegen ein und der Investor gab dem Fahrer Anweisungen.

Wir hatten natürlich absolut keine Ahnung, was nun geschieht und waren der Meinung, dass wir nach einer kurzen Fahrt vor einem Firmenkomplex ankommen werden.

Umso größer war unsere Überraschung, als die Fahrt schier niemals endend war und wir durch eine kleine Ortschaft nach der anderen fuhren.

Ca. 1 Stunde später kamen wir in einem wunziwunziwunzi kleinen Ort an, wo es NICHTS wirklich GAR NICHTS gab, abgesehen von einem kleinen Cafe.

Der Fahrer stoppte und meinte, dass dies unser Zielort sei.

Etwas zaghaft stiegen wir aus, zahlten die Rechnung und gingen in das Lokal. In diesem waren ein paar Einheimische versammelt, doch handelte es sich ganz offensichtlich nicht um einen sehr gut besuchten Ort.

Kurze Zeit später traf tatsächlich der Investor ein. Es handelte sich dabei um einen Mann, welcher weder deutsch, noch englisch sprach. Daher war er begleitet von einem Dolmetscher und 2 weiteren Herren mit Aktenkoffern.

Nach einer kurzen Begrüßung refundierte er mir das Taxigeld und ich holte die vorbereiteten Unterlagen aus meinem Aktenkoffer. Immerhin hatte ich mich auf diesen Termin hervorragend vorbereitet!

Bereits im ersten Satz wurde ich allerdings unterbrochen und er stellte mir eine Frage, die mich doch sehr irritierte. Sie lautete nämlich „Kann man in Österreich an der Tankstelle mit 500 Euro Scheinen bezahlen?“

Ich verneinte dies, lies mich allerdings nicht aus dem Konzept bringen, weshalb ich zügig mit meiner Präsentation fortfuhr.

Ich wurde allerdings wieder unterbrochen und der Investor teilte mir mit, dass er vorhabe fürs Erste 10 Mio Euro zu investieren und wenn es mir gelinge das Geld in Österreich LEGAL anzulegen ich für jede Transaktion 10% Provision erhalte – weitere Geschäfte natürlich nicht ausgeschlossen, denn dies solle nur der „Testlauf“ sein.

Auf diesen Schock hin musste mein Kollege erst mal das WC aufsuchen – ich denke das war zuviel für ihn 😁

Ich versuchte allerdings die Fassung zu wahren und blieb ruhig. Als ich mit den Herren alleine war, meinten diese zu mir, dass sie es durchaus Ernst meinen und ich doch mal etwas emotionaler reagieren solle.

Ich sagte ihnen, dass ich Profi bin und Emotionen hier keinen Raum haben – wiesehr ich innerlich gezittert habe, kann ich gar nicht in Worte fassen!!!!

Als ich auch darauf nicht reagierte, legten die begleitenden Herren 3 Aktenkoffer auf den Tisch, welche bis obenhin mit Geld gefüllt waren.

Ich staunte nicht schlecht, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. Die anderen anwesenden Gäste des Cafes würdigten die Aktion lediglich mit einem kurzen Blick und ignorierten es.

Die Herren teilte mir nun endlich ihren tatsächlichen Plan mit, welcher nämlich wie folgt wäre: mein Kollege und ich kommen einmal pro Woche, am besten mit dem Auto, nach Bergamo, packen Geldkoffer ein und bringen sie über die Grenze nach Österreich.

In Österreich angekommen treffen wir uns mit einem Kontaktmann, welcher die Koffer in Empfang nimmt und uns die 10% Provision ausbezahlt.

Die Herren wollten auch unbedingt, dass ich das Geld anfasse damit sie glaubwürdiger sind. Dies verweigerte ich aber vehement.
In diesem Moment ist auch mir der Ar*** auf Grundeis gegangen, weil ich wirklich ernste Sorge hatte, wo wir da rein geraten sind!!!! 😬

Wir hatten keine Ahnung wo wir sind und sitzen hier nun (vermutlich) mit echten Verbrechern am Tisch. Vor meinem geistigen Auge stürmte die Polizei bereits das Lokal und ich saß im Gefängnis in Italien.

Glücklicherweise kam in diesem Moment mein Kollege vom WC zurück und ich sagte ihm nur kurz er solle sehr vorsichtig sein und ich müsse kurz aufs WC. Ich musste kurz alleine sein um mich wieder zu sammeln.

Doch wollte ich meinen Kollegen nicht zu lange alleine lassen und ging dann wieder rasch zurück, wobei ich sehen musste, dass sie gerade das Selbe mit meinem Kollegen versuchten.

Ich teilte ihnen freundlich und bestimmt mit, dass wir an solchen Geschäften nicht interessiert sind und sagte meinem Kollegen ganz leise, er solle sich bereit machen diesen Ort RASCH zu verlassen.

Er packte also unauffällig unsere Sachen zusammen, während ich mich mit den Herren unterhielt um sie etwas von unserem abzulenken.

Als ich sah, dass wir bereit waren, sagte ich ihnen, dass wir nun gehen. Wir standen auf und verließen zügig das Lokal.

Als wir vor der Tür waren, sahen wir, dass die Herren ebenfalls aufstanden und offenbar im Gehen waren.

Wir gingen also ein paar Schritte weiter und was sich dann abspielte war noch unglaublicher! Die Herren riefen immer wieder nach uns und gingen uns nach.

Also gingen wir schneller. Die Herren ebenso. Im Endeffekt sind wir vor ihnen weggelaufen – was an einem wirklich gottverlassenen Ort, den man noch NIEMALS gesehen hat, gar nicht so einfach war!!!!!

Doch irgendwann gaben die Herren auf und ließen uns in Ruhe.

Nun standen wir da: mit unserem Aktenkoffer, im NIRGENDWO, einsam und verlassen, keine Ahnung wie wir von hier weg kommen.

Zuerst mussten wir uns von dem Schock fangen und mein Kollege fragte mich, ob sie mich auch so bedrängt hatten das Geld anzufassen.

Ich sagte ihm, ja, dass hätten sie probiert. Er fragte mich ob ich es eh nicht getan habe – immerhin wollten wir gar nicht wissen aus welchen Geschäften das Geld kommt und meine Fingerabrücke darauf wären sicher nicht von Vorteil.

Ich versicherte ihm, dass ich das Geld nicht angefasst habe und war wirklich froh, dass auch er das nicht getan hat!
Wir wollten nur noch weg von hier! Doch wo sind wir? Wie kommen wir zum Flughafen?

Eine ganze Weile gingen wir die Straße entlang, wo wir dann letztendlich eine kleine Bäckerei fanden. Wir gingen hinein und fragten, ob sie uns ein Taxi rufen könnten. Die Damen starrten uns an und verstanden nicht ein Wort. Englisch? Fehl am Platz!

Also sagten wir „Airoporto“ – das verstanden sie dann.

Hinter dem Tresen standen 2 Damen. Eine ältere und eine junge Dame mitte zwanzig. Diese sprachen kurz etwas in Italienisch, dann riss sich die junge Dame die Schürze vom Leib und gestikulierte uns, wir sollen mitkommen.

So recht wussten wir nicht, was gerade geschieht, aber wir folgten wir. Wir standen vor ihrem kleinen, alten Auto und sie deutete uns, wir sollen einsteigen. Uns war echt mulmig, weil wir einfach nicht wussten was nun geschieht?!?!?!

Mein Kollege und ich, wir sahen uns an und er sagte nur „Steig ein. Wir sind zu Zweit, sie ist alleine. Im Notfall packen wir die.“

Also stiegen wir ein und sie fuhr los. Wieder mal eeeelend lang und plötzlich parkte sie sich vor dem Flughafen ein und deutete darauf.

Wir waren so erleichtert und versuchten mittels Gesten zu fragen, wieviel sie von uns bekommt. Sie winkte allerdings ab.

Auch alle Versuche von uns ihr Geld zu geben, lehnte sie strikt ab. Wir stiegen aus und die nette Dame fuhr davon.

Wir betraten das Flughafen Gebäude und wurden empfangen von unzählbar vielen Polizisten mit Maschinengewehren, die ÜBERALL postiert waren.

Nachdem was wir gerade erlebt hatten, ein wirklich unangenehmes Gefühl!!!!

Wir gingen in die Eingangshalle und unser Flug war noch nicht mal angeschrieben, denn dieser war erst 10 Stunden später 😞

Ich fragte also nach, ob wir nicht irgendwie umbuchen können um einen früheren Flug nach Wien zu bekommen.

Die Dame am Schalter war sehr hilfsbereit und suchte intensiv in ihrem System. Dabei fand sie auch einen Flug, welcher in ca. 1 Stunde ging. Dieser ging allerdings über Moskau und die Ankunft in Wien wäre gleich wie mit unserem gebuchten Flieger.

Also sitzten wir die 10 Stunden aus. Auf einem Flughafen, wo ALLE Geschäfte und Cafes geschlossen waren und welcher von Polizei besetzt war. Lediglich einen Getränke Automaten gab es und „super bequeme“ Draht-Metall Sessel.

Ich kann gar nicht in Wort fassen, wie unglaublich fertig und überglücklich ich war, als wir viele Stunden später, am frühen morgen in Wien Schwechat landeten!

Bis heute fühlt sich diese Geschichte völlig surreal an – doch nochmals: sie ist wirklich genauso passiert!!!!

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