Eine Mitarbeiterin und ich waren zu einem älteren Ehepaar eingeladen worden, da diese ihr Haus im Großraum St. Pölten Land verkaufen wollten und wir ihnen eine Preiseinschätzung abgeben sollten.

Es handelte sich dabei um einen Fertigteilhaus Bungalow aus 1975 (ich wußte bis dahin gar nicht, dass zu dieser Zeit bereits Fertigteilhäuser gebaut wurden) auf einem ca. 600m² großen Grundstück.

Der Zustand des Hauses war….. wie soll ich es freundlich ausdrücken? – sagen wir einfach mal „nicht optimal“.

Der Keller hingegen war toll! Denn da dieser in einen leichten Hang gebaut, allerdings komplett undicht war, hatten sie hier einen permanenten Indoor Naturteich.

Wir sahen uns Alles genau an und ich ging dann mit meiner Mitarbeiterin vor die Tür, damit wir uns preislich absprechen können. Wie im Chor nannten wir den selben Preis und somit war dieses Gespräch auch rasch beendet.

Also gingen wir wieder zu dem Ehepaar, nannten ihnen den Preis und warum wir ihn so ansetzen würden.

Diese waren ziemlich enttäuscht und nannten uns die Vorstellung, die sie haben, welche doch deutlich über den von uns genannten Preis lag.

Sie verwiesen aber auch darauf, dass sie ziemlichen Druck mit dem Verkauf hätten, da sie nunmehr schon so gebrechlich sind (der Herr saß bereits im Rollstuhl) und sich um die Instandhaltung nicht mehr kümmern können.

Sie wohnen eigentlich in einer Wohnung in Wien und allein die Fahrt ins Haus ist für sie nur noch schwer zu bewerkstelligen.

Außerdem müssen sie für viele Arbeiten (Reinigung, Rasen mähen usw.) mittlerweile Jemanden bezahlen, was sie sich einfach nicht mehr leisten können und somit auch der finanzielle Schuh wahnsinnig drückt.

Je schneller es also verkauft ist, umso lieber ist es ihnen! Doch baten sie um einige Tage Bedenkzeit.

Einige Tage später rief ich die Herrschaften nochmals an um nach dem Stand der Dinge zu fragen.

Sie informierten mich darüber, dass sie sich an einen ortsansässigen, seit Jahrzehnten erfolgreichen Makler gewandt haben, welcher ihnen zugestimmt hat, dass ihr Preis absolut in Ordnung ist und er das Haus zu diesem Preis mit Sicherheit innerhalb von 3 Wochen verkaufen würde.

Ich sagte, dass ich ihnen das Beste wünsche und hoffe dass es wirklich so kommt, denn ich wußte ja wie hoch der Druck war.

Dass ich solche Zusagen allerdings niemals machen würde, da es –für mein Empfinden- dem Blick in die Kristallkugel gleicht.

Aber natürlich war auch hier wieder mal meine Neugier geweckt, weshalb ich den Fall verfolgte. Ca. 2 Wochen später war das Inserat des Hauses auf verschiedenen Plattformen geschalten.

Jede Woche sah ich nach, wie nun der aktuelle Stand der Dinge ist.
Nach ca. 4 Wochen fiel mir auf, dass eine Preisreduktion durchgeführt wurde und es begann genau das, wovor ich zuvor gewarnt hatte!

Denn einige Wochen später wurde der Preis neuerlich reduziert. Wir waren zwar noch immer nicht auf dem Wert, den wir im persönlichen Gespräch angegeben hatten, aber schon mal unterm dem Wunschpreis der Verkäufer.

Über mehrere Monate hinweg wurde der Preis immer wieder reduziert, bis es dann auf dem Wert war, welchen wir von Anfang an genannt haben.

Als dieser Preis erreicht war, wurde das Haus relativ schnell verkauft.

Ich habe mich darüber wahnsinnig geärgert!

Aber nicht, weil wir diesen Auftrag nicht erhalten haben, sondern vielmehr darüber, dass der Kollege diesem alten, wirklich hilfebedürftigem Paar etwas zugesichert hat, wo von Anfang an klar war, dass es unrealistisch ist– nur um den Auftrag zu bekommen.

Letztendlich hat er Ihnen nur weitere Monate des Kummers und der Kosten zugemutet!

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